Braunbären im Katmai National Park

An unserem letzten kompletten Tag in Alaska stand noch mal das große Finale an - darauf hatten wir die ganze Zeit gewartet.

 

Mit einem kleinen Flugzeug, in das wie wir dann erfahren haben nur 7 Leute inkl. Piloten passen, flogen wir vom Flughafen Anchorage nach King Salmon. Eigentlich sollten wir nach Kulik fliegen und von dort mit einem Shuttle nach King Salmion transportiert werden, aber aufgrund der Witterung war das nicht möglich.

Deshalb flogen wir direkt nach King Salmon.


Der Flug war aufregend - wir hatten so etwas noch nicht erlebt. Wenn man nur große Flugzeuge gewohnt ist, kann man sich gar nicht vorstellen, welch andere Welt dieses Flugzeug aus den 50er Jahren war. Absolutes Achterbahngefühl, jedes Luftloch wird mitgenommen. Aber den Sonnenaufgang in dieser Propellermaschine zu erleben ist grandios. Es ging uns richtig gut dabei!


Abgesehen von dem Flug war auch das Check-In-Prozedere bei Katmai Air klasse. Es gab ja nur die eine Maschine und nur unsere kleine Gruppe wurde erwartet. Wir wurden also einfach auf einer Papierliste abgehakt und dann gewogen. So konnte berechnet werden, wie viel Treibstoff in das Flugzeug gefüllt werden musste.

Der Pilot füllte das Flugzeug selbst auf und schleppte ganz geschäftig verschiedene Kisten - wahrscheinlich mit allen möglichen Gütern - ins Flugzeug.

Nach einer kurzen Wartezeit in King Salmon - am besten isst man etwas Kleines - geht es mit dem Wasserflugzeug weiter.

Wir haben dort etwas gegessen, weil man in Brooks Falls nicht mit Essen herumlaufen darf - man darf es auch nicht im Rucksack haben. Bei eingeschweißten Riegeln wurde ein Auge zugedrückt - essen darf man aber auch das nicht unterwegs. Dafür gibt es extra eingerichtete Sitzecken, die in der Nähe eine Kammer haben, in der man seinen Rucksack wegsperren kann.


Wir landeten auf einem See und nachdem wir die "Bärenschule" besucht hatten, d.h. eine Einweisung über das Verhalten gegenüber Bären bekommen haben, sollte es mit einem Shuttle zur "Floating Bridge" gehen. In der Bärenschule lernten wir auch, dass Kaugummi ebenfalls Essen ist und sofort zu entsorgen ist - das vergisst man leicht. Wir hatten viel zu trinken dabei, da wir den ganzen Tag unterwegs waren - aber  ausschließlich Wasser  Andere Getränke müssen auch weggesperrt werden.


Wenn man nur einen Tagesausflug macht, ist es ratsam von vornherein kein Essen oder andere Getränke mitzunehmen. Wenn man sich in den Wäldern und auf den Plattformen aufhalten möchte, um die Bären zu beobachten, hat man eigentlich keine Zeit zum Essen und Trinken immer wieder zu den Sitzecken zu gehen. Abgesehen davon kann es sein, dass man kurz vor dem Abflug mit dem Wasserflugzeug in Zeitnot gerät. Das Flugzeug landet auf einem der beiden Seen - auf jeder Seite der Floating Bridge gibt es einen. Auf jeder Seite gibt es auch Sitzecken mit Stauraum für die Rucksäcke. Wenn man nun auf der einen Seite seinen Rucksack hat und auf der anderen Seite abfliegt, hat man keine Zeit "schnell mal" den Rucksack holen zu gehen. Laufen ist ganz schlecht im Land der Bären. Am besten bewegt man sich gemütlich und bedächtig, Bären können nämlich bis zu 50 km/h schnell laufen. Zusätzlich hat die Brücke die Besonderheit, dass sie auf dem Wasser aufliegt. Sollte sich ein Bär in der Nähe der Brücke aufhalten, darf man sie nicht passieren, um den Bären nicht zu stören. Dieser "Bear Jam" - Bärenstau - kann auch mal 2 Stunden dauern...

Die Brücke bleibt dann bis auf Weiteres geschlossen.

Braunbär an der Floating Bridge
Braunbär an der Floating Bridge

Die eine Plattform, die wir durch den Wald erreichten, ist eine der berühmtesten Stellen überhaupt, an der Bären beim Lachse fischen beobachtet werden können. Ich habe diese Wasserfall-Perspektive schon in so vielen Reportagen gesehen - Wahnsinn, und da haben wir gestanden!


Und es gibt einfach eine Bärengarantie!

Schon direkt als wir in den Shuttlebus eingestiegen sind, kam eine Bärenmama mit 3 Cups am Ufer entlang gerannt. Das war unsere erste Bärenbegegnung und wir waren leicht geschockt. Die Bären laufen genau da, wo man auch läuft - darüber muss man sich im Klaren sein.


Wir haben immer laut miteinander gesprochen, wenn wir auf den Wegen durch den Wald von Plattform zu Plattform gelaufen sind. So kann sich ein Bär nicht erschrecken, weil er schon von Weitem hört, dass sich Menschen nähern. Wenn man sich dann noch an die Regeln hält und die Bären nicht füttert, ihnen auch sonst nichts gibt und auch kein Essen und Trinken - außer Wasser - mit sich führt, nehmen die Bären einen als neutrale Person wahr. Und genauso soll es sein. Steht ein Bär auf dem Weg, auf dem man auch läuft, sollte man mit dem Bären beruhigend reden und langsam den Weg verlassen.


Das hört sich alles komisch an, aber wir haben gesehen, dass es funtioniert!


Auf den Plattformen ist man sicher - die Bären können die Türen nicht öffnen.

Wir kamen den Weg entlang, um uns auf der anderen Plattform zu installieren und waren heilfroh, endlich angekommen zu sein. 5 Sekunden später kam ein Bär genau diesen Weg gelaufen - puuuh. Und zwei Schweizer, die wohl hinter uns waren, trafen auf den Bären. Sie verließen tatsächlich den Weg und man hat auch gesehen, dass sie auf den Bären einredeten. Der Bär bleib während die Schweizer das Feld räumten still stehen und beobachtete. Als die Luft für ihn rein war, setzte er seinen Weg einfach fort und die Schweizer konnten ebenfalls weiterlaufen. Wichtig ist wahrscheinlich, Ruhe zu bewahren. Trotzdem waren wir froh, die Bären nur von der Plattform aus gesehen zu haben. Uns kam kein Bär hautnah entgegen.

Und dann wurden wir noch Zeugen eines "Bären-Showdowns", der Gott sei Dank glimpflich ausgegangen ist.


Rechts sieht man eine Bärenmama, die mit ihrem Kleinen den Weg entlang läuft. Der Weg, der rechts runter kommt, ist auch der, den wir vorher gelaufen waren.


Ein männlicher Teenager kam blitzschnell die Böschung hinauf gelaufen, was die Mutter mit dem Cup erstmal dazu veranlasst hatte, wegzulaufen. In der Kurve blieben beide dann aber neugierig stehen und der Jungbär (links) kam näher. Die Mutter wurde plötzlich richtig gelassen und das Kleine blieb immer ganz in der Nähe der Mutter. Männliche Bären können gefährlich werden für Cups, deshalb kämpft seine Bärenmutter im Extremfall bis zum letzten Atemzug mit allem, was sie hat. Der Jungbär wollte laut den Rangern testen, wie weit er bei der Mutter gehen kann, ohne dass ihm etwas passiert. Er schlich sich unauffällig näher bis er den oben zu sehenden Abstand beibehielt. Beide Bären begannen mit Drohgebärden - sie drehten den Kopf zur Seite und gähnten und klopften mit der Vorderpfote auf den Boden. Das sind Situationen, in denen es sich dringend empfiehlt Distanz zu wahren. Als Mensch hat man in einer solchen Gegenüberstellung nichts mehr zu suchen.

Von all den Gebärden des Teenagers blieb die Mutter aber unbeeindruckt. Irgendwann war die Situation dem Jungbären deshalb scheinbar nicht mehr so geheuer, weshalb er sich in die andere Richtung auf den Weg machte.

Die Bärenmama lief ihm noch kurz hinterher, sellte sich auf und vergewisserte sich, dass er wirklich das Weite gesucht hatte - fantastisch.

Der kleine Bär stellte sich ebenfalls, um mal zu schauen, konnte aber kaum über das hohe Gras schauen. Wirklich goldig!

Dann widmete sich der Kleine wieder allem Möglichen am Wegesrand und die Mutter blieb immer wieder ganz geduldig stehen und wartete, bis ihr Cup alles erkundet hatte.

Aber natürlich immer wachsam.


Als die Mutter noch mal saß, rieb sich der Kleine kurzerhand seinen Rücken an ihr - wie Balu, der Bär, aus dem Dschungelbuch. Wer hätte das gedacht?


Als wir dieses ganze Verhalten beobachtet hatten, ging uns richtig das Herz auf. Ein unglaubliches Gefühl!


Vielleicht wäre es wirklich toll gewesen in der Brooks Falls Lodge zu übernachten, um auch die Abendstunden und den nächsten Tag noch mitzunehmen. Aber für den ersten Eindruck war es schon super!


Wir haben ein Paar aus Dallas getroffen, das 3 Nächte in dem National Park verbringen wollte. Sie waren bereits zweimal dort, um Bären zu beobachten und kommen davon nicht mehr los. Einen Tipp haben die beiden uns noch auf den Weg gegeben: Im Juli sieht man noch viel mehr Bären in dieser Gegend. Sie haben ein Foto zu Hause, auf dem 17 Bären an dem Wasserfall stehen - wow. Und das ist auch die Zeit, in der die Lachse den Wasserfall hochspringen wollen und die Bären angeln gehen. Im September, als wir da waren, springen die Lachse nicht mehr - diese Zeit ist dann vorbei. Die Lachse stehen im flachen Wasser und die Bären schnorcheln und fangen die Fische mit der Hand aus dem See.

Auf dem Heimweg waren wir zwar richtig müde aufgrund des langen Tages, aber richtig zufrieden. Das müssen wir noch mal machen!

 

Das Wasserflugzeug brachte uns wieder gut nach King Salmon und von da ging es diesmal mit einer größeren Maschine nach Anchorage zurück. Bestimmt saßen 70 Menschen in der Maschine - der reinste Luxus im Gegensatz zum Morgen.


Diesen Ausflug hatten wir auch über CANUSA Touristik gebucht - danke, das war einfach nur super! Ich kann es nur empfehlen!