Trau dich einfach - es ist es wert!

Reisen veredelt den Geist und räumt mit allen anderen Vorurteilen auf. Oscar Wilde (1900 - 1956)

Wer eine Reise macht, wird nach der Reise anders zurück kommen, als er zu Beginn der Reise war.

Reisen beschert einem nicht nur unvergessliche Momente, sondern bildet auch den Charakter Stück für Stück aus und lässt ihn reifen.

Jede weitere Reise gibt euch mehr Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl und Besonnenheit. Ihr werdet feststellen, dass ihr viel gelassener werdet und auch an schwierigere Situationen ganz anders herangeht.

Diese Chance(n) im Leben sollte man nicht verpassen - und dabei ist es egal, wohin die Reise geht: ob ihr eine Tour durch Schottland macht, einen Sommerurlaub in Italien oder eine Rundreise in den USA oder in Asien. Jede Reise bietet jedem Menschen einen absoluten und individuellen Mehrwert.

Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit einem einzigen Schritt. Lao-tse (4. Jahrhundert v.Chr.)

Mein Traum war es schon immer nach Amerika zu reisen - die Westküste war mein Ziel. "Direkt nach dem Abitur", habe ich mir damals immer gesagt. Und doch kam wie immer alles anders, weil ich das Ziel nicht zu 100% verfolgt hatte - es gab noch so viele andere Dinge nebenbei: Freunde, einfach noch mal die Zeit zwischen Schule und Ausbildung genießen, ganz ohne Stress. Jedenfalls bin ich dazu nicht gekommen.

 

Erst viele Jahre später, als ich die erste Reise mit meinem jetzigen Mann unternahm, ging es endlich in die Staaten und zwar genau nach Los Angeles und Las Vegas. Diese Reise bleibt mir für immer in Erinnerung, denn sie war der Anfang unserer Reisen - das ist unsere Leidenschaft. Und genau bei diesem Punkt kommen wir schon zum Thema des Artikels "Trau dich einfach". Wir kannten uns noch gar nicht lange und hatten beschlossen in den Urlaub zu fliegen. Und als er die USA vorschlug, habe ich gar nicht mehr lange überlegt und mir gedacht: Komm, machs einfach. Manchmal darf man nicht so lange überlegen.

Hollywood Sign vom Griffith Observatory aus
Hollywood Sign vom Griffith Observatory aus

Jetzt kam erschwerend hinzu, dass ich nur 2-3 mal innereuropäisch geflogen bin (bis dahin) und neben einer absoluten Höhenangst auch Flugangst hatte. Aber von solchen Zwängen darf man sich erst recht nicht aufhalten lassen - das bereut man hinterher nur. Also saß ich kleines Nervenbündel in diesem Flugzeug, aber ich habe es unbeschadet überstanden und siehe da - mit jedem weiteren Flug, den wir bisher in Angriff genommen haben, ist die Angst kleiner geworden. Mittlerweile schweifen meine Gedanken kurz vorher vielleicht noch mal kurz ab, aber ich mag fliegen jetzt sogar richtig gerne. Zumal Flugzeuge auch absolut faszinierend sind.

Oh, es ist ein gar charmantes herrliches Ding ums Reisen. Reisen muß man, oder man kommt hinter nichts. Voltaire (1694 - 1778)

Empire State Building New York
Empire State Building New York

Aber das ist im Prinzip nicht die einzige Hürde in Sachen Höhenangst, die ich jemals überwinden musste - unsere Reisen gleichen fast schon einer Therapie.

Wer das erste Mal in New York ist, sollte sich das Empire State Building nicht entgehen lassen - von oben natürlich, nicht nur von unten. Dieser Blick auf New York ist grandios, außerdem liegt die Besonderheit darin, dass man im Freien steht.

Bis dahin war ich noch nie auf einem riesigen Wolkenkratzer gewesen, außer vielleicht auf der Hessischen Landesbank in Frankfurt.

Man steht in 200 m Höhe ganz oben auf einem Turm und blickt in das Herz der Stadt - das hatte natürlich schon etwas, aber nichtsdestotrotz habe ich in New York am ganzen Leib gezittert.

Im 86. Stock (320 m Höhe) angekommen, klammerte ich mich an den Geländern fest - ganz frei stehen wollte ich nicht. Aber der Anblick war der Wahnsinn. Und genau dafür lohnt es sich! Hätten wir das nicht gemacht, hätten wir New York nicht erlebt. Der nächste längere Aufenthalt in New York war dann 2013 und auch da wollte ich noch mal auf das Wahrzeichen - diesmal ohne großes Herzklopfen und ohne dass ich mich überall festgeklammert hätte, die Zeiten sind vorbei.

Und der 102. Stock ist zwar weniger sehenswert als der 86., aber immerhin befindet er sich noch höher (373 m Höhe) - natürlich waren wir auch dort.


Reisen ist in der Jugend ein Teil der Erziehung, im Alter ein Teil der Erfahrung. Sir Francis Bacon (1561 - 1626)

Der nächste Stopp nach New York war Chicago - was bleibt einem da anderes übrig, als auf den Willis Tower zu gehen, wenn man die Stadt wirklich erlebt haben will?

Also los - auf geht's zum Skydeck! Im 103. Stock befindet sich auf 412 m Höhe die Aussichtsplattform, die man mit Hilfe von Aufzügen innerhalb von 45 Sekunden erreicht. Das Besondere an dieser Plattform sind die Sky Ledges - Glasbalkone an der Westseite des Gebäudes, wo die Wand senkrecht bis auf den Boden geht. Wenn man in diesen Balkonen steht, umgibt einen von allen Seiten nur Glas - man hängt sozusagen in 412 m Höhe über dem Boden. Und ich sage euch, das kostet beim ersten Mal echt Überwindung, aber je öfter man es macht, desto einfacher wird es tatsächlich. Bei unserem zweiten Besuch 2013 habe ich mich darauf schon ganz anders bewegt als 2011.

Beim zweiten Besuch damals sind wir sogar noch zusätzlich auf den John Hancock Tower gegangen - auch hier bietet sich eine atemberaubende Aussicht. Der Turm steht nicht mitten in der Stadt wie der Willis Tower, sondern recht nah am Lake Michigan und die bodentiefen Fenster an der Seite, die dem Wasser direkt zugewandt ist, sind richtig klasse.

Glasboden im CN Tower
Glasboden im CN Tower

Im weiteren Verlauf der Great Lakes Tour ging es noch auf den CN Tower in Toronto - das bis 2007 höchste freistehende und nicht abgespannte Gebäude der Welt. Bisher wurde das nur vom Burj Khalifa übertroffen. Die Innenplattform für Besucher befindet sich in 346 m Höhe - ein bisschen weiter unterhalb in 342 m Höhe gibt es zusätzlich eine Freiluftplattform sowie einen Glasfußboden. Damit aber noch nicht genug: den Weg nach oben zum Turmkorb bestreitet man mit einem gläsernen Aufzug.

 

"Thrill to the top of the world in only 58 seconds! Six high-speed glass-fronted elevators give you a breath-taking view as you race upwards at 22 km/hour!"

 

Ich habe in dem Moment nur gedacht: Das kann doch alles nicht wahr sein!

Für mich stellte sich aber nie die Frage, ob ich nicht doch lieber unten warten möchte - es galt eher die Devise: Wenn ich jetzt schon mal in Toronto bin, gehe ich auch auf diesen Turm.

Die Fahrt in dem Aufzug nach oben war schlimm, runter ging es schon fast wieder, man gewöhnt sich an alles... Und auch der Glasfußboden - sowas hatte ich bis dahin noch nie vorher gemacht und viele Leute waren so unbekümmert in dem Umgang damit. Ich kann euch trösten: Mir war dabei überhaupt nicht geheuer. Aber ich bin auf den Boden gegangen und habe 342 m nach unten den Turm herunter geschaut - und auch das trägt dazu bei, was ich eingangs gesagt habe.


In vielerlei Hinsicht, war diese Great Lakes Tour eine Reise der Superlative - noch war es nämlich nicht vorbei mit der Höhe, ein Highlight wartete noch: Die Niagara-Fälle.

Tosende Wassermassen donnern 51 m in die Tiefe - verglichen zu den oben genannten Höhenmetern ist das natürlich ein Klacks, aber die Naturgewalt tut ihr Übriges, dass man auch hier ordentlich Respekt vor hat.

Und das ist auch gut so - bei all dem Wagemut und egal wie gelassen man auch wird, es ist total wichtig immer den Respekt vor der Natur und den Gebäuden zu bewahren. Leichtsinn wird meistens bestraft.


Alle Reisen haben eine heimliche Bestimmung, die der Reisende nicht ahnt. Martin Buber (1878 - 1965)

Bei all den folgenden Reisen gab es immer wieder Höhen zu überwinden, mittlerweile stelle ich dazu aber gar keine Fragen mehr. Ich bin sogar diejenige, die diese Dinge als Attraktion aus dem Ärmel schüttelt.

 

Einige weitere Beispiele:

  • Prudential Tower, Boston, MA
    • Aussichtsplattform im 50. von 52 Stockwerken, Gesamthöhe des Turms 229 m
    • höchste zugängliche Aussichtsplattform in Neuengland
  • Stratosphere Tower, Las Vegas, NV
    • mit 350 m Gesamthöhe das höchste freistehende Bauwerk der USA
    • Aussichtsplattform in 270 m Höhe mit unterschiedlichen Attraktionen, die den Thrill noch mal vergrößern (können)
  • Mike O'Callaghan-Pat Tillman Memorial Bridge am Hoover Dam, NV/AZ
    • 270 m hohe Brücke, die die Hoover-Talsperre überspannt und einen perfekten Blick auf die Staumauer bietet
    • US-Highway 93 von Arizona nach Nevada
  • Gateway Arch, St. Louis, MO
    • oh Mann, das ist echt übel, aber einzigartig
    • der Gateway Arch ist der weltgrößte "Arch" (Bogen) und Missouri's größtes, zugängliches Gebäude
    • mit einer kleinen "Weltraumkapsel", in der man sich auf jeden Fall den Kopf stößt, fährt man in den Schenkeln des Bogens nach oben auf die 192 m hohe Aussichtsplattform
    • durch ein Fenster in der Kapseltür lässt sich das Innere des Bogens begutachten...
    • oben angekommen hat man nicht sehr viel Platz - aufrecht gehen funktioniert, aber es ist schon recht klein dafür, dass sich dort viele Leute aufhalten
    • das krasseste ist aber wirklich aus den kleinen Fensterchen auf die Stadt oder den Mississippi und seine Schauffelraddampfer zu schauen, während unter einem wirklich GAR NICHTS ist - dadurch, dass es ein Bogen ist, sind die Schenkel natürlich links und rechts und in der Mitte ist gar nichts: dort steht man und schaut runter... das ist nicht schlecht...
  • Turm des Olympiastadions, Montréal, QC
    • mit verglasten Doppeldecker-Gondeln geht es bis zur 166 m hohen Aussichtsplattform
  • "Buschflieger" und Wasserflugzeuge in Alaska (AK)
    • 1,5 Stunden in einer klapprigen 7-Mann-Maschine zum Katmai N.P. - ein richtig geiles Gefühl direkt über den Wolken und dann ab in ein Wasserflugzeug, das ähnlich klein ist

Es geht bei "Trau dich einfach" aber nicht nur darum Ängste zu überwinden, sondern auch mal Dinge zu tun, von denen man nie geglaubt hätte, dass man mal die Chance dazu hat.

 

Etwas ganz Besonderes erleben, das man vielleicht nur dort am Urlaubsort erleben kann.

Dinge, zu denen man sich dort entscheiden muss, weil man nicht weiß, ob man noch mal dorthin reist, um die verpasste Chance wieder einzuholen. Und selbst, wenn man sich dafür entscheidet und beim nächsten Urlaub wieder die Chance dazu hat, bereut man die Entscheidung nie, sondern macht es vielleicht einfach noch mal - jedes Mal ist anders.

 

Dazu gehören für uns definitiv folgende Erlebnisse:

  • Whale Watching in Gloucester, MA
    • ich war bisher noch nie näher an den Giganten der Meere
    • die Buckelwale kamen direkt bis an unser Boot und das beim ersten Whale Watching, was wir je gemacht haben - wow
    • unser Whale Watching in San Francisco war leider nicht so erfolgreich, wir haben die Wale nur weit in der Ferne beobachten können - trotzdem ist es natürlich immer wieder ein Erlebnis diese Tiere im Meer zu sehen
  • Northwestern Fjord Cruise, Seward, AK
    • die Wildnis von Alaska vom Meer aus zu beobachten war grandios
    • 9 Stunden Otter, Buckelwale, Seelöwen, Puffins, Seesterne, unberührte Natur, riesige Gletschermassen... Wahnsinn
  • Gletscherwanderung auf dem Matanushka Gletscher, AK
    • wie spannend über das Ewige Eis zu laufen
  • Schlittenhundefahrt in Alaska, AK
    • so aufgeweckte Hunde, die bei dem Gedanken an eine Schlittenfahrt so dermaßen ausrasten - unvorstellbar
  • Bärenbeobachtung im Katmai N.P., AK
    • zu Fuß durch das Bärenland mit der "Gefahr" im Nacken, dass jederzeit einer dieser felligen Zeitgenossen aus dem Gebüsch kommen kann
    • sie beim Essen und Spielen mit ihren Kinder zu sehen - unbeschreiblich
  • Delfin Tour in Clearwater, FL
    • absolut frei lebende Delfine im Golf von Mexico, die es lieben direkt neben dem Speedboot in den Wellen zu tollen - sowas habe ich noch nie erlebt, sie waren uns zum Greifen nah
  • Rentiere füttern in Wasilla, AK
    • ich meine, das sind die Helfer von Santa Claus und wir standen mitten unter ihnen und sie rissen uns gierig das Essen aus den Händen
    • und ganz nebenbei kamen wir sogar in den Genuss Elks zu füttern und eine Bisondame zu streicheln
  • Schwimmen mit Manatees, Crystal River, FL
    • das ist der einzige Ort, an dem es offiziell erlaubt ist, mit Manatees zu schwimmen
    • diese Tiere sind so riesig und friedfertig, sie strahlen eine beeindruckende Ruhe aus und ich sehe es als absolutes Privileg an, dass wir mit ihnen schwimmen durften
  • Papageien und Schildkröten halten in im Seaquarium von Miami
    • mir wurde direkt nach dem Eingang ein Papagei auf den Arm gesetzt und danach haben mein Mann und ich jeweils eine Schildkröte in die Hand gedrückt bekommen - für die scharfen Erinnerungsfotos, die Unmengen an Geld kosten, aber das war super witzig!
  • Alligatoren aus dem Wasser heben, Friedberg im Taunus bei Frankfurt am Main, DE
    • auf der Alligator Action Farm in Friedberg wollten wir gerne ein Foto mit einem der Alligatoren machen - dazu sollten wir dem Inhaber helfen "Ali" aus dem Wasser zu holen... erst haben wir uns zwar verständnislos angeschaut, aber Zeit zum Nachdenken hatten wir nicht, urplötzlich hatten meine Schwester und ich die Anweisung jeweils ein vorderes Beinchen in die Hand zu nehmen und mein Mann sollte dem Tier die Schnauze zu drücken.
    • Der Inhaber selbst kletterte ins Wasserbecken und schob "Ali" aus dem Wasser. Gesagt, getan und danach erhielten wir wie versprochen unser tolles Foto. Selbst füttern durften wir die kleineren Tiere dann auch, aber die schnappen ganz schön zu - man muss echt schnell sein.
  • Alligatoren füttern, Friedberg im Taunus bei Frankfurt am Main, DE
    • ebenfalls auf der Alligator Action Farm in Friedberg bei Frankfurt am Main hatten wir die Möglichkeit riesige Schildkröten zu kraulen und zu streicheln - toll zu sehen, wie den Tieren das gefallen hat. Sie recken dann ihren Hals und stellen die Beine auf, um sich größer zu machen.
  • Rochen streicheln, Boston (MA) und Miami (FL)
    • Rochen sind unendlich weich - sie fühlen sich super toll an, im Vorbeischwimmen hat man im New England Aquarium Boston und auch im Seaquarium Miami die Möglichkeit diese tollen Tiere zu berühren
    • "berühren" wohl gemerkt, es gibt auch immer wieder diejenigen, die die Tiere dann festhalten wollen, das sollte man auf keinen Fall tun!
  • Tiere in freier Wildbahn zu entdecken - ganz außerhalb einer gebuchten Tour - und das sind echt auch die Kleinigkeiten, die zählen, das ist unbezahlbar
  • Delfine am Strand von Sanibel Island, FL, beim Spielen in teilweise nur 3 m Abstand zum Strand zu beobachten - das kann dir keiner mehr nehmen
  • Delfine vom Strand von Malibu aus beim Flippern zu sehen
  • Elchkuh mit Baby in Alaska am Highway beim Trinken und Essen zu sehen
  • frei lebende Wildpferde im Canyon de Chelly, die urplötzlich in der Abenddämmerung den Weg kreuzen
  • Eulen am Straßenrand - eine schneeweiße mitten in der dunkelsten Nacht in Arizona oder eine hellbraune am hellichten Tag in der Sonne in den Everglades - faszinierend
  • Alligatoren entlang der Scenic Loop Road in den Everglades in Hülle und Fülle - wie absolut viele Tiere das waren, ich hätte das nie für möglich gehalten
  • Manatees ganz nah sehen bei Tampa Electric am Manatee Viewing Center
  • Coyoten, Füchse, Pythons, Pelikane, Elks, Bisons und vieles mehr in ihrer vollen Pracht und so frei - dir können diese Tiere überall ganz unverhofft begegnen, in den Nationalparks, an der Straße, wir haben sogar mal einen Elk zwischen den Villen von Bel Air gesehen
  • alle National- und State Parks und Naturphänomene, die wir in den Staaten je besucht haben - Acadia N.P., Grand Canyon, Canyon de Chelly, Valley of Fire, Zion, Bryce Canyon, Sunset Crater, Meteor Crater, Monument Valley, Joshua Tree N.P., Meramec Caverns, Everglades, Niagara-Fälle, Katmai N.P., Denali N.P., Kluane N.P., ...
  • mitten in der Nacht an einem komplett dunklen Ort darauf warten, dass die Polarlichter erscheinen und du an einem der tollsten Naturschauspielen teilhaben kannst - ein irres Gefühl

Einmal selbst sehen ist mehr wert, als hundert Neuigkeiten hören. Japanisches Sprichwort

Also traut euch und macht etwas aus eurer Reise - diese Erfahrungen nimmt euch keiner mehr!